EKKEHARD GNADLER PHOTOGRAPHIEN

EKKEHARD GNADLER

PHOTOGRAPHIEN


KdF-Seebad Prora – Eine Momentaufnahme IM JULI 2015

Das ehemalige Kraft-durch-Freude-Seebad Prora ist eines der größten und komplexesten Bauwerke, die in der NS-Zeit geplant und ausgeführt worden sind. Es zeigt uns heute ein verstörendes, vielfältig zerrissenes, mehrfach umgeformtes, widersprüchliches Bild einer nie vollständig fertiggestellten, monströsen Anlage. Hier sind auch die Nach- und Auswirkungen der gesamten NVA-Zeit der ehemaligen DDR noch deutlich sicht- und spürbar. Überlagert wird eine ohnehin schon gespenstische Szenerie vom heutigen Besucher-Massentourismus und insbesondere vom umfangreichen Baustellengeschehen mit Umbauten zahlreicher Gebäudezeilen zu Miet- und Luxus-Eigentumswohnungen.

Die Reportage zeigt eine Momentaufnahme mehrerer Parallelwelten, die an diesem historisch bedeutsamen Ort im Jahr 2015 aufeinandertreffen. Es ist eine Zeit, in der (wiedermal) vieles zu kippen scheint. Derzeit droht das Kapital der Finanzakrobaten (KdF?) auf dem Siegeszug zu sein, bei dem das Dokumentationszentrum und sämtliche Ausstellungen zu KdF und NVA weiter an den Rand gedrängt werden. Beworben werden Luxuswohnungen für vermögende Teilnehmer einer Welt im Raffaello-Werbe-Look. Realisiert werden blöckeweise Wohnungen, die für zig-tausend-€ je Quadratmeter Wohnfläche zu erwerben sind. Geworben wird mit dem Slogan „Für Alle, die sich Großes vorstellen können", ein Verkaufsargument, das zynischer kaum formuliert werden könnte.

Darf man das? Darf man so umbauen? stellen Historiker und Vertreter der Baukultur in den Raum. Meine Foto-Dokumentation, die innerhalb von 5 Tagen entstanden ist, gibt darauf keine Antwort -und kann auch gar keine geben. Aber sie kann zur weiteren Auseinandersetzung mit den Themen des KdF-Prora beitragen. Ergänzend verweise ich auf die Resolution der Akademie der Künste / Berlin vom 26. April 2008 zur Erhaltung des Dokumentationszentrums Prora, die nichts an ihrer Aktualität verloren hat.